ENTWICKLUNGSDIENST – Was ist das eigentlich?
Ob in Osteuropa, Asien, Afrika oder Lateinamerika, als Projektmanager, IT-Expertin oder Organisationsberaterin – Fachkräfte im Entwicklungsdienst arbeiten dort, wo gemeinsames Handeln gefordert ist, um Armut zu überwinden oder die natürlichen Ressourcen zu schützen und zu erhalten.
Sie bringen politische Reformen voran und fördern Frieden. Oft in Partnerorganisationen, wo sie gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestalten und lernen. Sie verbinden ihre fachliche und interkulturelle Kompetenz mit solidarischem Engagement. Mit Erfolg: Der Entwicklungsdienst ist ein wirksames und zeitgemäßes Instrument der Entwicklungszusammenarbeit.
Um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, leisten Fachkräfte ihren je eigenen Beitrag. Für diesen Einsatz bekommen sie ein Unterhaltsgeld und sind sozial abgesichert – während des Dienstes und bei ihrer Rückkehr nach Deutschland/Europa. Dafür sorgt das weltweit fast einzigartige Entwicklungshelfer-Gesetz. Der Einsatz lohnt sich auch für die Fachkräfte, denn im Entwicklungsdienst erweitern sie ihre persönlichen und beruflichen Kompetenzen.
„Entwicklungshelfer*in“ hat ausgedient
„Entwicklungshelfer*in“ ist ein veralteter bzw. veralternder Sammelbegriff für Menschen, die in Ländern des Globalen Südens arbeiten – von der Journalistin über den Kurzzeit-Gutachter bis hin zu Langzeitexperten bei den Vereinten Nationen. Der Entwicklungsdienst, um den es auf dieser Seite geht, ist eine spezielle Form dieses Engagements – mit vertraglichen Rahmenbedingungen und Vorteilen, von denen du hier erfahren wirst. Diese regelt das sogenannte Entwicklungshelfer-Gesetz aus dem Jahr 1969.
Wir sprechen heute nicht mehr von „Entwicklungshilfe“, sondern von „Internationaler Zusammenarbeit“ und "Entwicklungszusammenarbeit". Es gibt viele globale Herausforderungen, die wir gemeinsam als gleichberechtigte Partner in der Weltgemeinschaft angehen müssen. Es geht um soziale Gerechtigkeit, um Frieden und um den Erhalt des Planeten. Wir müssen vor Ort nicht ‚helfen‘, sondern zusammenarbeiten. Dadurch schaffen wir wechselseitige und fruchtbare Lernprozesse und gemeinsame Lösungen für gemeinsame Herausforderungen. Deshalb ist auch der Begriff ‚Entwicklungshelfer‘ überholt – besser passt: „Fachkraft im Entwicklungsdienst“. Hier findest du das aktuelle Leitbild für Fachkräfte im Entwicklungsdienst.
Neues vom Entwicklungsdienst
Hier findest du Neuigkeiten rund um den Entwicklungsdienst und Erfahrungsberichte von Fachkräften – aus ihrem Dienst, aus ihrer Vorbereitungszeit und über Erlebnisse ihrer Rückkehr. Es handelt sich um Videos, Podcasts oder Artikel. Beim Klicken gelangst du jeweils auf eine neue Seite.
Voraussetzungen
Was du als Fachkraft brauchst
Falls du unseren Selbsttest nicht gemacht hast, kannst du hier nachlesen, welche Vorraussetzungen du als Fachkraft für den Entwicklungsdienst mitbringen solltest.
Hast du das Zeug zum Entwicklungsdienst? Finde es heraus!
Stellen im Entwicklungsdienst sind so vielfältig wie die Berufswelt und damit sehr unterschiedlich. Deshalb sind auch die Anforderungen an jede Stelle anders. Es gibt jedoch einige formale und persönliche Voraussetzungen, die du als Fachkraft für den Entwicklungsdienst mitbringen solltest.
Ob du alle Voraussetzung erfüllst, kannst du mit unserem Selbsttest schnell und einfach herausfinden:
Leistungen
Finanzielle und soziale Absicherung
Als Fachkraft im Entwicklungsdienst stehen dir (gemäß Entwicklungshelfer-Gesetz) umfangreiche Leistungen zu, die im Folgenden zusammengefasst sind. Das Gesetz kannst du außerdem hier herunterladen.
Im Entwicklungshelfer-Gesetz (EhfG) ist vorgegeben, dass Fachkräfte im Entwicklungsdienst zwar einen Dienst ohne Erwerbsabsicht leisten, aber finanzielle Mittel erhalten, die ihren Lebensunterhalt vor Ort sichern. Du erhältst somit kein Gehalt im klassischen Sinne, sondern ein Unterhaltsgeld.
Und wieviel Geld ist das? Das kann man so nicht genau sagen. Die finanziellen Leistungen setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, dem Unterhaltsgeld, einer Auslandszulage und der (anteiligen) Erstattung von besonderen Kosten (z.B. Umzugskosten bei der Aus- und Rückreise). Es gilt: jede Fachkraft im Entwicklungsdienst ist vor Ort gut versorgt.
Die gesundheitliche Versorgung kann von Einsatzort zu Einsatzort sehr unterschiedlich sein. Für alle Fachkräfte und ihre Familienangehörigen, die mit ausreisen,wird ein umfassendes Paket an Versicherungen abgeschlossen. Die Krankenversicherung beinhaltet auch die Möglichkeit, aus wichtigen medizinischen Gründen für eine Behandlung in ein Nachbarland oder nach Europa zu reisen sowie eine Rückholversicherung für medizinische Notfälle. Um diese Versicherungen musst du dich nicht selbst kümmern, sie werden über die jeweiligen Entsendedienste abgeschlossen.
Die Träger des Entwicklungsdienstes tragen für die Zeit des Dienstes (inkl. der Vorbereitung) die Beiträge für die Rentenversicherung. Für mögliche Entgeltersatzleistungen bei Arbeitslosigkeit nach dem Dienst gilt der Entwicklungsdienst wie eine ganz normale Beschäftigung: Nach Ende des Entwicklungsdienstes hast du also Anspruch auf Arbeitslosengeld I in Deutschland.
Auch für mit-ausreisende Familienangehörige erhalten Fachkräfte anteilig ein Unterhaltsgeld (für den/die Ehepartner*in und pro Kind). Wenn ihr*e Ehepartner*in im Einsatzland arbeitet, wird das Einkommen ab einer gewissen Einkommenshöhe auf das Unterhaltsgeld angerechnet bzw. verrechnet. Zudem gewähren die Träger Sachleistungen wie die Finanzierung der Flüge, der Versicherungen etc.
Vor Ort gibt es in der Regel nationale, internationale und teilweise auch deutsche Schulen. Als Fachkraft kannst du selbst eine Schule für die Kinder aussuchen. Die Schulkosten werden zumindest zu einem sehr großen Teil, bei vielen Diensten aber auch vollständig übernommen.
Während der Tätigkeit im Entwicklungsdienst entwickelst du deine beruflichen Kompetenzen und fachlichen Schwerpunkte weiter und vielfältige Erfahrungen führen zu persönlichen Veränderungsprozessen. Wie kannst du diese auf deinem weiteren beruflichen Weg nutzen? Und was erwartet dich in Deutschland und Europa nach mehreren Jahren der Abwesenheit? Für solche und ähnliche Fragen ist das Förderungswerk der AGdD zuständig. Im umfangreichen und kostenlosen Seminar- und Webinar-Programm geht es zum Beispiel um Themen- und Aufgabenfelder, die gerade für Rückkehrer*innen ideale Anknüpfungspunkte bieten wie etwa Klimaschutz oder internationale soziale Arbeit. In der individuellen Beratung, die ebenfalls kostenlos ist, werden rückkehrende Fachkräfte dabei unterstützt, ihre berufliche Laufbahn zu reflektieren, neue Perspektiven zu finden, aber auch bei der Stellensuche und in Bewerbungsverfahren. Außerdem unterstützen wir dich bei der Vernetzung mit anderen ehemaligen Fachkräften. Zu den Angeboten geht es hier.
Jobs
Im Folgenden findest Du ausgewählte Stellen im Entwicklungsdienst. Weitere Stellen werden immer auf den einzelnen Seiten der Entsendeorganisationen veröffentlicht, Übersichten über Stellen gibt es beim Arbeitskreis Netzwerk und Fachstelle für internationale personelle Zusammenarbeit" e.V., bei epojobs, beim Konsortium Ziviler Friedensdienst sowie auf reliefweb.int. Damit du unter all den Stellen in der internationalen Zusammenarbeit die Jobs nach Entwicklungshelfer-Gesetz findest, achte am besten darauf, ob das Gesetz in der Stellenbeschreibung genannt wird.
Bewerbung
Der Entwicklungsdienst lässt sich in drei Phasen gliedern – davor, dabei und danach. Vor dem eigentlichen Einsatz im Partnerland steht die Bewerbung bzw. die Auswahl der Fachkräfte, sowie die Vorbereitungszeit. Der Dienst selbst dauert mindestens ein Jahr, in der Regel jedoch zwei bis drei Jahre. „Danach“ umfasst die Phase der Rückkehr.
In Deutschland gestalten sieben Entsendeorganisationen (Träger) den Einsatz von Fachkräften im Entwicklungsdienst. Die Stellen sind einzeln ausgeschrieben – bei einigen Trägern kannst Du Dich auch initiativ bewerben. Manche organisieren Kennenlern-Tage und bieten die Möglichkeit, sich vor einer konkreten Bewerbung umfassend zu informieren. Die Träger gestalten ihre Personalauswahl jeweils unterschiedlich, oft in Form von mehrstufigen Verfahren und mit Assessment Centern.
Mehr Infos findest Du hier.
Die Entsendedienste planen die Vorbereitungszeit in den Entwicklungsdienst ein. Die Vorbereitung findet in den verschiedensten Formaten statt – es gibt Seminare, Workshops, Gruppengespräche, Selbststudium und Fachberatungen, in denen es immer darum geht, praxisbezogen und authentisch das notwendige Wissen für den geplanten Einsatz zu vermitteln. So geht es unter anderem um organisatorische Fragen der Ausreise, um gesundheitliche und landesspezifische Aspekte, um (Grund-)Kenntnisse der Landessprache und -kultur sowie um fachliche und methodische Fragestellungen. Die Vorbereitung kann mehrere Monate dauern und umfasst auch Angebote für die Familie.
Der eigentliche Dienst beginnt mit der Ausreise ins Gastland. Der neue Wohnort ist meist dort, wo auch der neue Arbeitsplatz ist – letzterer befindet sich oft im Büro einer Partnerorganisation. Fachkräfte schaffen sich dort ein eigenes Lebensumfeld – mit Nachbarn, Schulen, Freizeitaktivitäten und mehr. Leben und Arbeiten finden fortan in einer anderen Kultur statt. Die Einsatzorte unterscheiden sich sehr – von der Kleinstadt in eher ländlichen Gebieten bis hin zu Metropolen ist alles möglich.
Auch vor Ort gibt es eine erste Einarbeitungszeit – eine Phase des gegenseitigen Kennenlernens. Abhängig vom Projekt sind Fachkräfte manchmal in größere Programme eingebunden und es gibt Landesbüros oder Koordinierungsstellen vor Ort. Viele Fachkräfte arbeiten jedoch nur mit einer Partnerorganisation zusammen. Zusätzlich werden sie von ihrer Entsendeorganisation im Einsatz begleitet, oft gibt es Coaching-Angebote und Weiterbildungen.
Während deines Dienstes arbeitest du für mindestens ein Jahr, in der Regel jedoch zwei bis drei Jahre, gemeinsam mit den Partner*innen vor Ort an Projekten und Herausforderungen. Aber der Entwicklungsdienst ist mehr als nur ein Job: Er ist eine sinnstiftende Tätigkeit, bei der du mit anderen lernst und solidarisch handelst.
Mehr Einblicke findest Du im Bereich "Dabei" auf der Webseite der AGdD.
Entwicklungsdienst-Verträge sind immer befristet. Weil die mehrjährige Abwesenheit und Rückkehr nach Deutschland (oder Europa) ganz besonders sind und die Rückkehr oft mit gemischten Gefühlen und auch einigen Unsicherheiten verbunden ist, haben die Entsendeorganisationen die „Rückkehrphase“ von Anfang an im Entwicklungsdienst mitgedacht. Sie bieten dazu Informationen oder auch Seminare an, in denen sich Rückkehrende über ihre Erfahrungen austauschen und diese reflektieren können. Exklusiv für rückkehrende Fachkräfte aus dem Entwicklungsdienst bietet das Förderungswerk, das in der Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste e.V. angesiedelt ist, außerdem ein umfangreiches Angebot. Dieses finanziert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und ist Teil des Leistungspakets für Fachkräfte. Weitere Infos gibt es im Bereich "Danach" auf der Webseite der AGdD.
Aber die Rückkehr ist nicht nur herausfordernd – als Fachkraft im Entwicklungsdienst bringst du viel mit zurück in deine Heimat. Diese Erfahrungen prägen sehr – und machen dich zum wichtigen Akteur in der gesellschaftlichen Debatte über die Zukunft Deutschlands und Europas in einer globalisierten Welt. Spannende Einblicke findest Du hier.
Downloads
Noch mehr Informationen zum Entwicklungsdienst gibt es auf den Seiten der AGdD und in diesen beiden Publikationen.
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Die Welt im Gepäck | Zurückgekehrte Fachkräfte aus dem Entwicklungsdienst der Jahre 2011-2020
Wie lebt es sich mit der "Welt im Gepäck"? 15 zurückgekehrte Fachkräfte berichten über Motivation, Erfahrungen, über ihre Rückkehr und ziehen berufliche und private Bilanz.
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Entwicklungsdienst - mehr als nur ein Job
Mit Berichten von Fachkräften und allen Infos zu Voraussetzungen, Bewerbung und Vertragsbedingungen.
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50 Jahre Entwicklungshelfer-Gesetz
Unser Heft zum Jubiläum
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Das Entwicklungshelfergesetz (EhfG)
Die rechtliche Grundlage für Entsendung und Rückkehr von Fachkräften in den Entwicklungsdienst.